© Internationales Radiomuseum Hans Necker 2011  (rl)
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Zu der Berichterstattung über das Internationale Radiomuseum in Bad Laasphe: Bereits in einer von der Stadt im Jahre 1999 in Auftrag gegebenen Machbarkeitsstudie, die, außer  50000 DM gekostet zu haben, nichts bewirkt hat, wurde auf das Problem eines  Museumsnachfolgers hingewiesen. Nach nunmehr 27 Jahren engagierten Museumsdienstes wollte  ich, inzwischen 71 Jahre alt, meiner Bitte um eine dauerhafte, zumindest teilzeitige Planstelle mehr  Nachdruck verleihen. Dazu bat ich Bürgermeister Dr. Torsten Spillmann um einen sogenannten  „Runden Tisch", der mir für den 27. Oktober 2016 bewilligt wurde. In seiner Einladung dazu ging es auch ausschließlich um den besagten Nachfolger. Seine  Eröffnungsrede begann Dr. Spillmann jedoch mit den Worten, mein Museumskonzept sei veraltet  und entspräche nicht mehr den Anforderungen an ein modernes Museum. Wie Recht er hatte. War  eine Museumsmodemisierung schon lange überfällig, wie z.B. ein barrierefreier Zugang für die  vielen älteren Besucher. Aber hier ging es doch erst einmal um einen Nachfolger. Dass  Bürgermeister Dr. Spillmann hier doch so einiges durcheinandergebracht hat, führte zu großen  Irritationen, besonders beim 2. Vorsitzenden des Fördervereins des Radiomuseums, Daniel Reuß, der eigens aus Duisburg angereist war. Einerseits, was hat das eine mit dem anderen zu tun, und andererseits kann ein gutes Konzept, das  bei allen mir bekannten relevanten Museen im In- und Ausland mit Erfolg praktiziert wird, nicht  einfach als „veraltet" abgetan werden. Weil Bürgermeister Dr. Spillmann das eigentliche Thema  völlig ignorierte, schloss die Versammlung ergebnislos. Meine letzte Frage, was schließlich passieren würde, wenn ich einmal nicht mehr könnte oder wollte oder gar stürbe, beantwortete Spillmann „ge- schichtsträchtig". Er würde dann „neun Radios im Pilzmuseum ausstellen", womit dem Vertrag  genüge getan wäre. Perfekter konnte sich ein Bürgermeister wohl nicht outen! Im Juli 1988 wurde das Internationale Radiomuseum hier angeboten. Ich erhoffte mir in einem  modernen, „aufstrebenden" Kurort ein großes, ständig wechselndes Besucheraufkommen. Mehr als  ein Jahr hatten Rat und Verwaltung die Möglichkeit, das Museum samt Konzept im 160 Kilometer  entfernten Langenfeld zu begutachten, machten aber keinen Gebrauch davon. Man ist völlig  unbedarft an die Sache herangegangen. Man kannte nicht einmal das wahre Ausmaß der Sammlung.  Man hatte auch kein konkretes Konzept, wie das eigentlich das allererste hätte sein müssen. Bei  mangelnder Übereinstimmung wäre der Vertrag ja gar nicht erst zustande gekommen. Man wollte das Museum „in trockenen Tüchern" haben und überließ alles mir. Nun, wo die  Einstellung eines Nachfolgers, der ja auch noch eingearbeitet werden muss, unausweichlich  geworden ist, die Stadt jedoch kein Geld dafür geben will, wird das so dargestellt, als wäre so ein  Museum eines Arbeitsplatzes unwürdig. Andererseits verschweigt man aber, ob bei einer  konzeptionellen Änderung des Museums die Planstelle kein Problem mehr wäre. Das ist doch mal  wieder das typische Laaspher „Rumgewurschtel"! Bürgermeister Dr. Spillmann spricht gerne von den gut gefüllten „Fördertöpfen" von LEADER und LWL, weiß er doch genau, dass man wegen der vertraglich festgeschriebenen Eigentumsverhältnisse  gar nicht herankommt. Eine Bezuschussung ohne ganz erhebliche Eigenbeteiligung gäbe es ohnehin  nicht und eine Fremdfinanzierung einer Planstelle auch nicht. Ein kostspielige neues  Museumsimage würde die Besucherzahlen gerade in dieser Region auch nicht lawinenartig  anwachsen lassen, um womöglich einen Arbeitsplatz damit zu finanzieren. Das geht bei keinem  Museum. Verbleibt die Frage, wozu ein neues Konzept dann überhaupt noch gut wäre und wo die  Gelder dafür herkommen sollen. Um in der leidigen Sache nochmal Zeit zu gewinnen, hat man wider besseren Wissens dann noch  die wissenschaftliche Referentin des LWL, Dr. Ute Christina Koch, hergebeten, die dann auch  erklärte: „Die Erforschung und der Ausbau einer solchen Sammlung muss gewährleistet sein. Eine  entsprechende Person muss auf jeden Fall als Museumsexperte auch fachlich qualifiziert sein."  Klassisches Eigentor der Stadt, möchte ich sagen. Ich war bis jetzt immer für eine sparsame Lösung,  für eine Teilzeitkraft, die ich ja auch noch einarbeiten wollte. Bescheidenheit ist offenbar doch ein  undankbares Geschäft.  Unsere Vorträge und Ausstellungen bringen oft so wenige Besucher, dass es frustrierend für die  Veranstalter ist, die dann oft die Lust verlieren. Bestes Beispiel: „Die Propagandainstrumente des  Nationalsozialismus", eine hochinteressante Dokumentation, die in Arnsberg über 3000, bei uns  aber gerade mal 300 Besucher anlockte. Sie wurde in allen Schulen der Umgebung beworben. In  Laasphe stand das gerade nicht auf dem Lehrplan und in Biedenkopf war die Zugfahrt unzumutbar.  Hier scheint wirklich alles für die Katz zu sein. Unser Vertrag, der unter dem Laaspher Status einer „Ausgleichsstockgemeinde", von der mir  zuvor auch niemand etwas gesagt hatte, zustande gekommen war, wurde von den Stadtverordneten  „einmütig" abgesegnet und offenbar auch vom Kreis Siegen-Wittgenstein genehmigt. Verträge  unterliegen dem Bestandsschutz und können auch nur in gegenseitigem Einvernehmen geändert  werden. Im noch unter Bürgermeister Robert Gravemeier zustande gekommenen „Ergänzungsvertrag" mit  der aussagekräftigen Einleitung verpflichtet sich die Stadt, „die Sammlung weiterhin in  angemessener Form in Gestalt eines Museums der Öffentlichkeit zugänglich zu machen", will  heißen, wie man es von einem überregional anerkannten Technikmuseum erwarten kann und nicht  „neun Radios im Pilzmuseum", wie das unser Herr Bürgermeister auslegt, der wohl immer noch den  Ernst der Lage gewaltig unterschätzt.
Bürgermeister Dr. Spillmann ist nicht willens oder in der Lage, seinen Stadtverordneten  unmissverständlich klar zu machen, dass jegliche Diskussionen und Abstimmungen um den  Weiterbestand des Internationalen Radiomuseums ein „Streit um des Kaisers Bart" sind. Es ist, wie es ist. Dass die Stadt Laasphe sich im Haushaltssicherungskonzept befindet, ist zwar bedauerlich,  ändert aber nichts an den unter ähnlichen Umständen trotzdem zustande gekommenen Verträgen.  Die Stadtverordneten und deren Vorsitzender sollten endlich mal das Positive an diesem  womöglich letzten Alleinstellungsmerkmal Laasphes in den Vordergrund rücken. Nicht die Stadt ist  es, nein ich bin es, der auf blumige Versprechen hereingefallen ist. Ein nahegelegenes Beispiel: das  Battenberger Museum. Auch hier stellt die Stadt „nur" das Gebäude bereit. Der Betrieb - sogar an  Wochenenden – erfolgt ehrenamtlich und das gleich „zweistellig", damit es keinem zu viel wird. Genau so etwas wurde mir und dem Förderverein vor fast 30 Jahren vom damaligen Bürgermeister schriftlich avisiert: hohes ehrenamtliches Engagement. Wörtlich hieß es unter anderem: „Darauf  deutet jedenfalls schon das jetzt erkennbare Interesse und die zahlreichen eingegangenen  Hilfsangebote seitens interessierter Bürger und fachkundiger Kollegen hin. Ein sehr aktiver  Funkerverein und Mitglieder der Elektroinnung haben ihre Mitarbeit signalisiert." Genau das Gegenteil war dann aber der Fall. Dass sich im offenbar ehrenamtlich schlecht  aufgestellten Bad Laasphe trotz wiederholter Bitten in der Presse bis heute kein einziger für den  Museumsdienst gemeldet hat, konnte ich wahrhaftig nicht voraussehen. Deshalb ist die Stadt  insbesondere wegen meines erreichten Alters gehalten, nun das umzusetzen, wozu sie sich im  „Ergänzungsvertrag" sogar verpflichtet hat. Auf Mithilfe war ich immer angewiesen, heute mehr  denn je. Wer mithilft, kann natürlich auch Ideen mit einbringen. Auf bloße „Klugschwätzer" jedoch  kann ich gerne verzichten! Man müsste wieder bei „Null" anfangen, war in der Siegener Zeitung zu  lesen. Man hat ja nie angefangen und meint jetzt, es wäre in den vergangenen 28 Jahren hier nichts  Vernünftiges getan worden. Undankbarer und respektloser geht's ja wohl nicht. Fazit: Es geht um Verantwortung für eine kulturelle Einrichtung, sowohl für mich als Eigentümer  als auch für die Stadt als Träger. Nach gut einem Vierteljahrhundert gerne geleisteter  Museumsarbeit möchte ich mit inzwischen 72 Jahren endlich sehen, wie es weitergeht. Dass es  weitergehen muss, ist ja im „Ergänzungsvertrag" festgeschrieben. In dessen §2 hat sich die Stadt  Laasphe ja bereits das Erbe des Museums vorbehalten. Leute ohne Sachkenntnis brechen fast  einhellig den Stab über das Internationale Radiomuseum, nur weil aus Altersgründen des  Museumsleiters und Eigentümers eine Planstelle für einen Nachfolger geschaffen werden muss.  Mit Pauschalurteilen wird diese Einrichtung auch in der Presse, die jetzt überall im Internet zu  lesen ist, als konzeptlich veraltet und nicht mehr zeitgemäß heruntergemacht. In teils  rufschädigenden „Schmähschriften" wird noch nicht einmal zugesichert, dass nach  Museumskonzept- änderung dann die Planstelle sofort bewilligt würde. Man glaubt wohl, ich merke nicht, wie mit Hinhaltepraktiken auf Zeit gespielt wird. Für wie dumm hält man mich eigentlich?  Auch ein neues Konzept, wer immer das finanzieren mag, müsste ja personell umgesetzt werden.  Mit einer Fachkraft, wie Dr. Koch vom LWL wiederholt deutlich gemacht hat. Es ist ja wohl logisch, dass zuerst einmal eine Planstelle geschaffen und besetzt werden muss. Ist das denn so schwer zu  begreifen und ist das die gravierende Beschädigung, die das Verhältnis Radiomuseum/Stadt dadurch inzwischen erfahren hat, wert? Hierzu ein Beispiel: Zu eigenem Nutzen hatte die Stadt das Großgerätelager in ein anderes  Gebäude verortet. Dabei sind Schäden entstanden wie z.B abgeschlagene Bildröhrenhälse alter  TV-Geräte. Beim Ortstermin sagte Bürgermeister Dr. Spillmann, ich müsse erst einmal beweisen,  dass die Geräte nicht vorher schon kaputt gewesen wären. Dazu brauchte er detaillierte Fotos - und  die Glasscherben lagen noch am Boden. Ein seriöser Vertragspartner hätte sich sofort für die  Nachlässigkeiten seiner Mitarbeiter entschuldigt und eine unbürokratische Schadensregulierung  angeboten. Bis heute ist nichts dergleichen geschehen. Die ständige „Ebbe" in der Laaspher Stadtkasse ist zum Teil auch „selbstgemacht". Nicht das  Konzept des Radiomuseums ist „veraltet" und „nicht mehr zeitgemäß", sondern die Denkweise  einiger unserer Stadtverordneten, die angesehenen Firmen und Geschäften hochmütig die Türe  gewiesen haben, die die Nachbarstädte dann mit „Kusshand" genommen haben. Manchmal scheint  wirklich der Blick fürs Ganze verloren gegangen zu sein. Ein Radiomuseum hält die Erinnerung an  die Funkpioniere als Wegbereiter der modernen Kommunikationstechnik wach und lässt anhand  vieler Originalapparate die Entwicklungsgeschichte der „Drahtlosen Telegraphie" - wie man früher  sagte - Revue passieren. Eine Stadt hingegen muss modern und zeitgemäß denken und handeln, um mit Infrastruktur,  Arbeits- und Freizeitangeboten die nachfolgenden Generationen am Abwandern zu hindern. Es war  schon immer das Einfachste, die Fehler bei anderen zu suchen. Hans Necker, Leiter des Internationalen Radiomuseums, Bad Laasphe, Bahnhofstraße 33
Leserbrief aus der Siegener Zeitung vom 1.4.2018.